Was uns das Alte Testament mit der Geschichte vom Turmbau zu Babel und der von Gott verordneten Sprachverwirrung konkret sagen wollte, mag der Stoff für vielfältige Erzählungen sein. Als sicher aber gilt: Die Sprachverwirrung in der phasenübergreifenden Zusammenarbeit entlang des Immobilienlebenszyklus von Immobilien hält bis heute weiter an. Und an Analogien zu jüngsten Bauprojekten mangelt es bekanntlich nicht. Die neu entbrannte Diskussion über den Nutzen von BIM und die dieser zugrunde liegenden möglich gewordenen Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft eröffnet eine realistische Chance, den Interpretationsspielraum bei der Kennzeichnungen von Objekten spürbar zu verringern: Über die geregelte Bezeichnung der Raumnutzung als Ausgangspunkt für eine Vereinheitlichung der relevanten Objektdaten.
Die beiden entscheidenden Voraussetzungen für die Nutzung der Vorteile von BIM und den Einsatz von IoT in der Bau- und Immobilienwirtschaft liegen in der kollaborativen Zusammenarbeit der Beteiligten und dem standardisierten und absprachefreien Austausch relevanter digitaler Daten zwischen den zum Einsatz gebrachten IT-Systemen. Stellt das eine die beteiligten Branchen vor eine persönliche kulturelle Herausforderung, so ist das andere eine Frage der pragmatischen Herangehensweise.
Weshalb gerade Letzteres dringend erforderlich ist, zeigt als eines von zahllosen Bespielen dieser Blick auf die Liste von Raumbezeichnungen eines deutschen Landesbetriebes: Dort haben es die beteiligten Mitarbeiter mit 6.484 verschiedenen Bezeichnungen alleine für Räume zu tun.
Tatsächlich lässt sich diese angelegte Verwirrung schon heute pragmatisch lösen: Geht man von der Raumnutzung als kleinsten gemeinsamen Nenner und den bekannten Größen der Raumlufttechnik mit der Heizlastberechnung über DIN EN 12831 und der Kühllast- und Raumtemperatur nach VDI 2078/6007 aus. So lassen sich die Objekte in der Planung mit den notwendigen Informationen aus Richtlinien und Normen automatisiert befüllen. Kombiniert mit den Herstellerdaten auf Basis der VDI 3805 erhalten Planer und Betreiber eine eindeutige Kennzeichnung für Raum, Ort, Bauteil, Anlagen und Dokumente. Mehrfach- oder auch Fehleingaben durch die verschiedenen Planungsbeteiligten werden so vermieden.
In einem anderen Landesbetrieb vergleichbarer Größe konnte so die Anzahl von Raumbezeichnungen auf 231 gesenkt werden. Auch dafür steht die BIM-Integrationsplattform nach Open BIM.
Dipl. Ing. (FH) Enis Kansoy, Consultant BIM processes bei pit – cup GmbH für das BIM-Magazin der BIM World MUNICH